Meine Begegnung mit Attila vor 2,5 Jahren war quasi mein erster (und vielleicht einziger?) Berührungspunkt mit der Trail- und Ultratrail Szene Dresdens. Ich bin erst Ende 2013 zum Laufen gekommen und hatte Mitte 2014 entdeckt, dass man das Ganze auch in den Bergen machen kann. Seitdem wollten meine Füße kaum noch horizontal über Asphalt, sondern viel lieber über weichen Wald- oder festen Felsuntergrund auf- und ablaufen. Und so kam es, dass ich in kürzester Zeit einige Gebiete der Sächsischen Schweiz erkundet hatte. 2016 wollte ich dem “Facebook” für Ausdauersportler - Strava - eine Chance geben und entdeckte unter vielen Anderen einen Dresdner Läufer mit einer für mich nach purem Wahnsinn klingenden Wochenkilometeranzahl -- Attila tobte über 160 km pro Woche. Trotz seiner unglaublichen km-Leistung kämpften wir damals immer um die Sachsenkrone der zurückgelegten positiven Höhenmeter. Er versuchte augenscheinlich in der Umgebung Dresdens so viele Höhenmeter wie möglich unter die Sohlen zu bekommen -- für mich damals undenkbar, auch auf solch unnatürlichen Anstiegen wie Treppen. Und so wollte ich ihn darauf aufmerksam machen, dass man in einigen Teilen der hinteren Sächsischen Schweiz viele Höhenmeter auf schönen und steilen Single-Trails hochjagen kann.
Ich war allerdings nicht darauf vorbereitet, was danach kam. Das Kilometer-Wunder antworte ganz kalt, dass ich ihm die Ecken doch am besten persönlich zeigen sollte und so kam es zu unserem ersten Aufeinandertreffen -- einem Blinddate im Zug nach Schmilka.
Aufgrund der Trailweste und der übrigen Laufklamotten war es nicht schwer, uns gegenseitig im Zug nach Schmilka zu finden und so ging es gemeinsam auf die Singletrails der hinteren Sächsischen Schweiz. Attila präsentierte sich gleich mit einem seiner überschwänglichen Art: “Keine Angst, ich werde bald schneller. Ich brauche nur 20km, um warm zu werden”. Ich musste erst noch lernen, wie man mit Attila’s Kommentaren umgehen sollte -- und bis heute stellt das schon mal eine kleine Herausforderung dar :)
Während unseres ersten Laufes wollten wir uns beide nicht bloßstellen und so wurde über ca 34 km immer mal von einem das Tempo angezogen, um zum Schluss gegenseitig festzustellen, dass wir beide einen langen Lauf normalerweise nicht so schnell rennen würden. Im Laufe der Zeit wurde aber genau das unser unvermeindliches Motto -- das ständige Fartlek, berghoch und bergrunter.
Attila ist den meisten Lesern sicherlich ein Begriff – als zweifacher Sieger des Sachsentrails, Sieger und Rekordhalter des Fichtelbergultra, 7.Platz beim 160km AlpenX100, zweimaligen hohen Platzierungen beim ZUT, etc., etc., etc. Attila ist eine Maschine auf der langen Distanz! Zuletzt wurde er als bester nicht gesponserter Athlet beim ZUT100 ins Trainingscamp von Salomon nach HongKong eingeladen, um dort von einigen Sternchen der Salomon-Profis trainiert zu werden. Bis auf die Wettkämpfe ist Attila leider (noch) nicht so oft im Hochgebirge zu finden.
Da ich seit meiner Kindheit von meinen Eltern und Großeltern in die Berge genommen wurde, und mich seither an verschiedenen Spielarten versucht habe, um mich in der faszinierenden Bergwelt zu verausgaben, zog es mich statt Wettkämpfen eher zu eigenen Projekten oder längeren Wochenenden, während derer ich allein die Berge auf Trails oder Off-Trail erkunde. Und so hatte ich es mir zu meiner Mission gemacht, Attila so lange zu bearbeiten, bis er mit mir ins Hochgebirge fährt – aber nicht um an Wettkämpfen teilzunehmen, sondern um die Bergwelt zu erkunden.
Das war bei Weitem kein einfaches Unterfangen und nach unzähligen Absagen hatte ich es endlich geschafft – ein gemeinsames Wochenende mit Attila, Martin – einem Freund, mit dem wir die sächsischen Trails oft teilen, und mit dem ich bereits im Zillertal laufen war -- und Andreas -- einem Neuling in der Gang.
Das Wetter war durchwachsen, so dass wir uns gegen eine vermeintlich technischere Tour entschieden, auf der es kaum Rückzugsmöglichkeiten gab, und mehr oder weniger auf gut Glück ins Massiv reinliefen. Da ich mir selbst zum Geburtstag eine GoPro geschenkt hatte, könnt ihr euch diesen Tag besser als Video anschauen.
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Am Abend gabs noch ein, zwei Bierchen, eine Selbstmassageeinheit auf Attilas komplettem Black-Roll-Set und dann ging es nach “nur” ~22km und 2500m+ schlapp ins Bett – wir sollten erst am nächsten Tag erfahren, dass wir die Möglichkeit auf einen Saunabesuch verpassten…
Am zweiten Tag wollten wir dann über den Pitztaler Gletscher auf einen 3100er. Auch hierzu gibts ein kleines Video.
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An dieser Stelle sei nur vermerkt, dass es uns den Atem verschlug, die Folgen des Skitourismus am Rande des Gletschers zu sehen. Damit nicht genug, war man gerade dabei, weiteren Fels wegzusprengen, um noch mehr Möglichkeiten für den gewinnbringenden Sport zu schaffen…
So, nun aber genug. Jetzt habt ihr einen ersten Einblick in die Schrammschweine bekommen – das größte (bisherige) gemeinsame Abenteuer stand uns aber noch bevor…
MAX